Schüleraustausch: Finnen in Deutschland
Gästen aus dem Ausland haben wir schon häufig in unserem bescheidenen Heim eine Unterkunft geboten. Zumeist handelte es sich um Junge Menschen, die eine kurze Zeit in Deutschland verbringen wollten - einmal war auch ein ganzjähriger Aufenthalt dabei. Die Gäste kamen aus England, China, Amerika und in der letzten Woche schließlich hatten wir einen finnischen Schüler zu Besuch.
Schüleraustausche sind in meiner Schule gerade sehr in Mode gekommen und darum hat man Verbindungen zu ungarischen, englischen, chinesischen, kanadischen, niederländischen und eben auch finnischen Schulen aufgebaut, um mit diesen Austausche zu ermöglichen. Zur Kommunikation dient nahezu immer die englische Sprache und die Aufenthalte in den Gastgeberländern sind nie länger als gute zwei Wochen.
Im letzten Herbst reiste eine kleiner Gruppe von Zwölftklässlern nach Finnland, um dort eine knappe Woche in Gastfamilien zu verbringen. Letzte Woche fand der Gegenbesuch der Finnen statt und es war schon im Vorfeld offensichtlich, dass neben den Zwölftklässlern auch wenige Elftklässler einen Finnen würden aufnehmen müssen, um allen interessierten Finnen eine Unterbringung bieten zu können. Zwei Mitschüler und ich übernahmen gerne diese Angelegenheit. So wurden also am Sonntag, dem 4. Mai, die Gäste spät in der Nacht am Fuldaer Bahnhof in Empfang genommen und reisten gut fünf Tage später, Freitag mittag, schon wieder ab.
Mein Austauschschüler war einer der wenigen männlichen Teilnehmer und stand, wie der Rest der Gäste, am Ende seines 18. Lebensjahres. Auf seiner Schule in Finnland befindet er sich momentan im vorletzten Schuljahr und neben der Schule ist er viel mit sportlichen Aktivitäten beschäftigt. Anders als bei früheren Gästen aus anderen Ländern, konnte ich nicht feststellen, dass für ihn grundlegende Dinge wie das Essen beispielsweise ungewohnt gewesen wären. Ganz im Gegenteil kann man fast sagen, dass die kulturellen Unterschiede scheinbar kaum größer waren als zwischen verschiedenen Regionen Deutschlands! Das fiel beim Vergleich von jugendschutzrechtlichen und infrastrukturellen Dingen auf. Es fängt schon damit an, dass Finnland als Mitglied der EU den Euro hat - anders als etwa Schweden. Alkohol, Clubs und Diskotheken, Zigaretten und Auto fahren sind für Minderjährigen unter 18 nicht beziehungsweise nur mit Einschränkungen erlaubt. In öffentlichen Gaststätten gilt im Land der Seen das - in Deutschland noch recht junge - Nichtraucherschutzgesetz, nach dem nur gegebenenfalls in abgetrennten Nebenräumen geraucht werden darf.
Ausländische Filme werden in Finnland nicht synchronisiert, sondern werden zusätzlich zur Tonspur des Originals mit Untertiteln versehen. Da natürlich auch dort englischsprachige Filme (aus Hollywood etwa) und Serien (Simpsons, South Park,...) beliebt sind, ist das Englisch der Einwohner - gerade was die Aussprache betrifft - besonders gut. Aufgrund all dieser günstigen Voraussetzungen war es ganz hervorragend möglich, zwischen der deutschen und der finnischen Schülergruppe ungezwungenen Kontakt herzstellen. Zwar waren die Tage des kurzen Aufenthalts viel mit Besichtigungen und Exkursionen vollgestopft. An den Abenden jedoch konnten auch alltäglichere Dinge miterlebt und Gespräche geführt werden. Trotz der wirklich sehr kurzen Dauer war der Austausch offensichtlich ein großartiges Erlebnis mit vielen tollen Erfahrungen.