Schillers Maria Stuart

Ein deutscher Autor um 1800 schreibt ein Drama, in dem die schottische Königin Maria Stuart die titelgebende Hauptrolle spielt. Warum steht ein solches Drama auf dem Lehrplan der 12. Klassen des 21. Jahrhunderts? Zunächst einmal passt das recht gut in den fächerübergreifenden Kontext in Hinblick auf Geschichte, wo gerade die Moderne eingeläutet wird. Viel trägt sicherlich auch einfach der Name des deutschen Autors bei: Friedrich von Schiller - wem das kein Begriff ist, dem fehlt zweifellos ein gutes Stück Bildung über deutsche Kulturgüter. Darüber hinaus fallen mir im Moment keine besonders erwähnenswerten Gründe ein, muss ich zugeben. Ich bin gespannt, was unsere Deutschlehrerin in den nächsten Wochen dem Stück entlocken wird.

Ich empfehle, das Drama auch tatsächlich zu lesen und sich nicht nur mit einer knappen Inhaltsangabe von Wikipedia abzugeben. Denn hier beginnt meine persönliche Wertung von Maria Stuart: Alleine der Schreibstil macht es lesenswert. Ähnlich wie Nathan der Weise, was Schullektüre der elften Klasse ist, ist auch dieses Drama in Versen verfasst und bedient sich einer heute wohl eher selten anzutreffenden Poetensprache. Viele Schüler fühlen sich von diesem Detail überfordert oder lassen sich dadurch abschrecken. Ich teile diese Abneigung gegenüber der Sprache Schillers und Lessings allerdings nicht. Meiner Meinung nach kann man dieser Ausdrucksweise Einiges abgewinnen. Nicht zuletzt kann sie einer gewissen Komik nicht entbehren, wobei sie gleichzeitig spannende Dramatik unerreicht effektiv auszudrücken versteht. Ich bekomme beim Lesen von Texten wie Maria Stuart Lust, die Worte laut vorzutragen - am liebsten würde ich mich sofort beim nächsten Theater anmelden und einen Part aus dem Stück übernehmen, um mich an dem besonderen Klang der ausgesprochenen Worte zu erfreuen.

11. August 2008 - Tags: Literatur