Datenschützer bringt Facebooks Datensammlerei vor Gericht

Facebooks Umgang mit Kundendaten war mir schon immer suspekt. Man wundert sich auch viel zu wenig darüber, welche Kapazitäten die Betreiber ihren Benutzern völlig kostenfrei zur Verfügung stellen.
Es fängt damit an, dass man nach der Anmeldung den Ratschlag bekommt, das Passwort seines Email-Accounts einzugeben. Da lief mir bereits ein eiskalter Schauer über den Rücken - ich verzichtete dankend. Dann schlug man vor, ich solle doch die Kontaktdaten aus meiner Email-Software exportieren und bei Facebook hochladen. Hier war ich schon nicht mehr ganz abgeneigt und exportierte aus meinem Adressbuch zumindest diejenigen Kontakte, von denen ich wusste, dass sie bei Facebook angemeldet waren. Das würde mir einige Sucherei ersparen.
Datenschutzrechtlich anstößig wurde Facebook dann wieder, als ich zum ersten Mal in Erwägung zog, eine der Facebook-Applications zu aktivieren. Ohne Scheu wies man mich darauf hin, dass die Entwickler der Application (sic! nicht die Application selbst!) nach der Aktivierung vollen Zugriff auf meine Daten und - wirklich angsteinflößend - auf alle Wall-Einträge, privaten Nachrichten, Fotos und sogar viele Daten meiner Kontakte haben würden. Seitdem habe ich es nie wieder auch nur in Betracht gezogen, eine solche Application zu verwenden und immer, wenn ich sah, dass einer meiner Kontakte eine solche Application (FarmVille und co) in Verwendung hatte, überkam mich das Gruseln.

Jetzt hat ein Hamburger Datenschützer Facebook in Deutschland vor Gericht gebracht, wie Golem.de berichtet [1]. Seine Anklage bezieht sich insbesondere auf die oben genannte Friend-Finding-Funktion, bei der man seine Email-Kontakte an Facebook übermittelt. Das Problem bei dieser Vorgehensweise ist offensichtlich, dass Facebook auf diesem Wege Zugriff auf persönliche Daten von Menschen bekommt, die bei Facebook gar nicht angemeldet sind. Und das nutzt Facebook anscheinend sogar radikal aus:

Die über die Friend-Finding-Funktionen gesammelten Daten von Menschen, die nicht zum Facebook-Nutzerkreis gehören müssen, würden zudem dauerhaft gespeichert.

Ich bin wirklich entgeistert. Es war klar, dass auch Facebook nichts zu verschenken hat. Aber so nonchalant Daten zu akkumulieren, ohne die Einwilligung der Betroffenen einzuholen oder sie auch nur darüber zu informieren, ist kein Kavaliersdelikt. Natürlich habe ich von Anfang an vermieden, wirklich persönliche Dinge bei Facebook zu hinterlassen. Aber wenn man dann mal eine Nachricht an einen Freund in Facebook schickt, ist man auch nicht immer so geistig anwesend, dass man alles Private herausfiltern könnte. Und wenn ich mir überlege, dass der Kontakt, dem ich diese Nachricht schicke, eventuell eine Application aktiviert hat, die Zugriff auf diese meine Nachricht erhält - dann weiß ich echt nicht mehr, ob ich überhaupt noch irgendwas bei Facebook machen kann, ohne dass ich fürchten muss, dass ein Dritter darüber in Kenntnis gesetzt wird, von dessen Existenz ich überhaupt nichts erfahre.

  1. golem.de/1007/76297.html
7. Juli 2010 - Tags: Verbraucher Recht Internet