Kleine Einführung in die Welt der fairen und nachhaltigen Bekleidung

Während Lebensmittel aus biologischem Anbau immer beliebter werden und daher auch immer leichter erhältlich sind, findet man in diesem Sinne zertifizierte Bekleidung selten. Das gleiche gilt für Bekleidung aus fairem Handel.

Ein offizielles Siegel wie das EG-Biosiegel für Lebensmittel gibt es für Kleidung aus ökologischem Anbau nicht. Und die bekannten unabhängigen Verbände wie Naturland und Demeter sind in der Textilbranche noch sehr schlecht vertreten - bis auf Living Crafts aus Selbitz konnte ich zumindest keine Bekleidungsmarke unter den Naturland- und Demeterpartnern finden.

Am ehesten findet man bei Kleidung noch das Zertifikat des Global Organic Textile Standards (GOTS). Das Siegel GOTS steht nicht nur für biologische, sondern auch ethisch korrekte Werte in allen Gliedern der Produktionskette. Wenngleich der GOTS auch menschliche Arbeitsbedingungen, insbesondere im Sinne der International Labour Organisation (ILO), voraussetzt, kann man dieses Prädikat nur bedingt mit den Auflagen des bekannten Fairtrade-Siegels von Transfair vergleichen.

Transfair selbst zertifiziert übrigens auch Baumwolle aus fairem Handel, wie man in der offiziellen Produktdatenbank[1] einsehen kann. Unter den zertifizierten Marken finden sich etwa Greenality und armedangels, die unten noch einmal aufgeführt werden.

Die Fair Wear Foundation (FWF) setzt sich für bessere Arbeitsbedingungen in der Produktionskette der teilnehmenden Unternehmen ein. Sie erarbeitet mit den Unternehmen regelmäßig "Brand Performance Checks", in denen sie die bisherigen Erfolge und Rückschläge hinsichtlich fairer Arbeitsbedingungen rekapituliert und Strategien für zukünftige weitere Schritte in diese Richtung entwirft. Die FWF unterscheidet sich von anderen Verbänden und Siegeln dadurch, dass Mitglieder, die den Auflagen nicht entsprechen, nicht ausgeschlossen werden, sondern Unterstützung durch die FWF bei der Beseitigung der Missstände erhalten. So hatte etwa Häftlingsarbeit in der Produktionskette des FWF-Mitglieds Takko im November 2012 für Presserummel und einige Kritik an der FWF gesorgt.[2]

Die nächste Anlaufstelle für faire und ökologische Kleidung sind Onlineshops, die sich auf solche Produkte spezialisiert haben: Wichtige Adressen sind da momentan glore, avocadostore, Zündstoff und grundstoff. Ein etwas kleineres Sortiment bieten etwa fairtragen aus Bremen, gruene wiese aus Münster, kleidungsladen aus Passau oder der Elefunds-Shop. Außerdem findet man viele Onlineshops, die versuchen, durch unterschiedliche Vertriebskonzepte die gleichzeitig preisgünstige und schlicht gehaltene Kleidung der fairen Marke EarthPositive des britischen Bekleidungsunternehmens Continental Clothing an den Mann zu bringen, so etwa green-shirts.com.

Kaum ein Geschäft führt jedoch die gesamte Kollektion der großen fairen und ökologischen Marken. Daher lohnt es sich, Informationen direkt auf den Webseiten der Labels einzuholen, wo man oft auch einen offiziellen Webshop vorfinden kann.

Ein jugendliches bzw. modernes Image vertreten etwa die Marken Manomama (Produktion durch benachteiligte Menschen in Deutschland), armedangels (Produktion in Portugal), greenality, und MONKEE. Beim Hamburger Label Recolution (Baumwolle aus und Produktion in der Türkei) gibt es für Schüler und Studenten sogar 10% Rabatt auf das gesamte Sortiment.

In der gehobeneren Preisklasse finden sich mit dem Dänen Knowledge Cotton Apparel und den Schweden Filippa K und Acne Marken, die sich für nachhaltige Produktion und fairen Handel einsetzen.

Besondere Aufmerksamkeit verdient der deutsche Hersteller für Sportbekleidung Trigema, der seine Waren übrigens zu Outletpreisen in über ganz Deutschland verteilten "Testgeschäften"[3] anbietet. Eine etwas konservativere Zielgruppe spricht hessnatur aus Butzbach an, das seine Kleidung ausschließlich selbst Online, über Kataloge oder in ihren Ladengeschäften vertreibt.

Schließlich kann es sich lohnen, nach den Preisträgern von Wettbewerben wie dem Bundespreis Ecodesign zu schielen. Ein bemerkenswerter Preisträger des Jahrgangs 2012 ist hier etwa das Projekt recyclist_workshop aus Weimar, dessen Pullover garantiert nachhaltig aus Recyclingfilz hergestellt werden.

Es sei am Ende ein Wort zu den Prädikaten "ökologisch" und "fair" gesagt: Obwohl ich diese Begriffe im vorangegangenen Artikel oft gepaart verwendet habe, warne ich davor, sie als Zwillingsformel (wie etwa "Angst und Schrecken") zu verstehen. Die beiden Attribute sind (im Bezug auf Bekleidung wie auch auf Lebensmittel) im Allgemeinen unabhängig voneinander: Es kann bei fairer Kleidung nicht davon ausgegangen werden, dass sie ökologisch hergestellt wurde, und genauso wenig gilt die umgekehrte Implikation.

  1. fairtrade-deutschla...ukte/produktdatenbank
  2. fairwear.org/534/ne...o-in-the-news/?id=457
  3. trigema.de/shop/pag...shops_page/detail.jsf
3. Januar 2013 - Tags: Verbraucher Produkte Gesundheit