Zerkratzte Kunststoffdisplays retten

Nachdem ich mein altes Handy (Samsung C5212) jahrelang zusammen mit einem Schlüsselbund in der Hosentasche getragen hatte, musste ich kürzlich ernüchtert feststellen, dass das Display dermaßen zerkratzt war, dass man bei ungünstigen Lichtbedingungen inzwischen unmöglich irgendetwas auf der Anzeige erkennen konnte.

Das Ausmaß der Beschädigung war so groß, dass einzelne Kratzer gar nicht voneinander unterscheidbar waren. Es sah vielmehr so aus, als sei eine ganze Schicht zur Hälfte abgetragen - übrig geblieben war nur eine Art Kruste, die das Licht der Umgebung in den Farben des Regenbogens brach. Nur bei völliger Dunkelheit konnte die Displaybeleuchtung dagegen ankommen.

Einer Empfehlung aus dem Internet folgend besorgte ich mir sehr feines Schleifpapier (Körnung 1200) und eine Lackpolitur, die eigentlich für Autos vorgesehen war: Sonax Xtreme Polish + Wax 3 Hybrid NPT gibt es in jedem gut sortierten Baumarkt und im Fachhandel für Autozubehör.

Während ein großer Bogen Schleifpapier für ein paar Cent zu haben ist, muss man für die Politur schon tiefer in die Tasche greifen. Dafür erhält man allerdings auch gleich einen halben Liter, der sicherlich für ein paar Dutzend Displays reichen wird. Im besten Fall hat man Reste so einer Politur noch in der Garage stehen oder kann ein paar große Tropfen von einem Freund schnorren.

Hat man diese Zutaten sowie ein Mikrofasertuch beliebiger Art (es geht auch mit einem guten Brillenputztuch) zur Hand, erklären sich die Arbeitsschritte quasi von selbst:

  1. Die Oberfläche mit dem angefeuchteten Schleifpapier so lange in kreisenden Bewegungen bearbeiten, bis die groben Kratzer verschwunden sind.
  2. Rückstände vom Schleifen mit einem feuchten Tuch gründlich entfernen. Es bleibt in der Regel eine milchige Schicht feiner Mikrokratzer zurück. Wichtig: nicht davon beunruhigen lassen, wenn das Display jetzt kaum noch lesbar ist!
  3. Einen sehr kleinen Tropfen Politur auf das Display auftragen und mit einem Mikrofasertuch in kreisförmigen Bewegungen unter mittlerem Anpressdruck verreiben. Nach und nach weitere Politur tröpfchenweise hinzugeben. Für diesen Arbeitsschritt sollte man sich viel Zeit nehmen (10 bis 20 Minuten).
  4. Das Mikrofasertuch gründlich auswaschen oder ein Neues rekrutieren und die Rückstände der Politur gut abwischen.

Die letzten beiden Arbeitsschritte können anschließend beliebig oft wiederholt werden, wenn man feststellen sollte, dass man einzelne Stellen übersehen hat. Es ist allerdings unbedingt eine Reihe von Dingen zu beachten:

  • Das Handy sollte während des gesamten Poliervorgangs ausgeschaltet sein. Am besten entfernt man auch den Akku, wenn möglich.
  • Im ersten Arbeitsgang ist das Schleifpapier durchgängig feucht (nicht tropfend) zu halten.
  • Man sollte penibel darauf achten, dass zu keinem Zeitpunkt Flüssigkeit durch Schlitze und ähnliche Öffnungen in das Gehäuse eindringt. Beim Handydisplay sind in der Regel die Ränder des Displays, aber auch die Tastatur und der Lautsprecher stark gefährdet.
  • Bearbeitet man das Display nach dieser Vorgehensweise auch in der Gegend der Ränder, kann es zu einer unschönen Beanspruchung der Displayumrahmung kommen (siehe Fotos unten). Eventuell kann dem durch ein sorgsames Abkleben der Ränder mit Panzer-Tape oder ähnlich widerstandsfähigem Klebeband vorgebeugt werden.

Für resistive Touchscreens ist diese Methode leider völlig ungeeignet. Man wird den Touchscreen so in der Regel sogar zerstören. Ob die Vorgehensweise für modernere Smartphones geeignet ist, die mit einem kapazitiven Display ausgestattet sind und daher üblicherweise eine gehärtete Glasoberfläche aufweisen, habe ich nicht getestet. Es ist durchaus möglich, dass das Schleifpapier bei Glas gerade noch aggressiv genug ist, um unschöne Kratzer zu hinterlassen. Wenn die Politur dann aber zu schwach für die heutzutage erstaunlich widerstandsfähigen Glasoberflächen sein sollte, wird man die groben Rückstände des Schleifpapiers nicht mehr los. Deswegen habe ich mich bisher an einen Selbstversuch nicht herangetraut.

27. August 2013 - Tags: Verbraucher Produkte