Professionelle elektronische Wörterbuchlösungen

Im Sommer 2009 kaufte ich mir ein elektronisches Wörterbuch von Sharp [1]. Für 300.000 englisch-deutsch-englische (Duden-Oxford Wörterbuch) und 150.000 deutsch-deutsche (Duden Universalwörterbuch) Stichwörter und Wendungen bezahlte ich 100 Euro. Abgesehen von der inhaltlichen Ausstattung wartete das Gerät mit übersichtlicher Bedienung, geringem Gewicht, praktischem Format bei großem Display und einer ordentlichen Batterielaufzeit auf: Die eine AAA-Batterie, die zum Betrieb nötig ist, musste ich zum ersten Mal vor zwei Wochen wechseln.

Schon damals war ein großer Nachteil klar: Dieses Wörterbuch ist nicht erweiterbar. Das leisteten schon damals nur die teureren "Bookman" von Franklin [2]. Franklins Geräte kosten nur 30 Euro mehr als mein Sharp-Wörterbuch und bieten dafür abgesehen von der Erweiterbarkeit zahlreiche Zusatzfunktionen wie Kurzgrammatik, Lernspiele, Vokabeltrainer und TOEFL-Wortlisten. Allerdings sind sie größer und schwerer und kommen standardmäßig nur mit einem Wörterbuch daher, wohingegen mein Sharp ja zwei Wörterbücher enthält, die ich beide nicht missen will. Jedes weitere Franklin-Wörterbuch schlägt mit 50-60 Euro zu Buche, was ein angemessener Preis ist, aber die Gesamtkosten schon fast auf das Doppelte des Preises meines Geräts schnellen lässt, wenn man nur ein weiteres Wörterbuch installiert.

Die Erweiterbarkeit bezahlt man bei Franklin mit einer tendenziellen Trägheit der Bedienoberfläche. Diese Schwäche weisen auch die wesentlich neueren und erheblich teureren "Bookman SD" [3] auf. Im Moment werden die Standardversionen mit einem und zwei Wörterbüchern (250 bzw. 300 Euro) durch ein Jubiläumsangebot mit Wörterbüchern in Englisch, Italienisch, Französisch, Spanisch und Deutsch für 300 Euro in den Schatten gestellt. Ansonsten kosten zusätzliche Wörterbücher bei diesen Geräten jeweils 60-70 Euro.

Übrigens lassen die Geräte von Casio die Erweiterbarkeit bis heute vermissen [4], sind dafür aber inzwischen mit einer aberwitzigen Masse von 21 Wörterbüchern in 6 Sprachen (Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Latein, Deutsch) bepackt. Ob man hier die Erweiterbarkeit überhaupt braucht, ist fraglich, wenn man bedenkt, dass für die Geräte von Franklin gar nicht mehr Sprachen verfügbar sind. Angesichts dieser mächtigen Ausstattung kann man auch verschmerzen, dass Casios Schlachtschiff doppelt so viel wiegt wie meines und dabei 1,5cm länger, 2cm breiter und 2mm dicker ist.

Die genannten Wörterbuchlösungen versagen, sobald man sich mit einer etwas ungewöhnlicheren Sprache beschäftigen will. Das fängt schon bei Portugiesisch an, geht aber über Schwedisch und Russisch bis hin zu Arabisch und Chinesisch. Von der Erweiterbarkeit bleibt nicht viel übrig, wenn es diese Erweiterungsmöglichkeiten gar nicht gibt.

Der unhaltbare technische Fortschritt und die ewige Frage nach Erweiterbarkeit drängen die Frage auf, ob es überhaupt noch gerechtfertigt ist, ein Gerät zu entwickeln, dass "nur" als Wörterbuch dienen kann. Aktuelle Smartphones bringen längst genug Leistungsfähigkeit und Speicherplatz für diese Funktion auf.
Und tatsächlich dringen deutsche Wörterbuchverlage inzwischen in diese Richtung vor. Langenscheidt präsentiert mit den "Professional-Wörterbüchern" für Android, iOS und Bada [5] Wörterbücher in Italienisch, Spanisch, Französisch und Englisch. Wenn die Angaben zum Wortschatz (bis zu 900.000 Stichwörter und Wendungen) mit den üblichen Angaben auch nur ansatzweise vergleichbar sind, bieten diese Wörterbücher einen gigantischen Umfang: dreimal so viele Stichwörter wie in Casios und Franklins größten Geräten!
Langenscheidt bietet für Smartphone-Besitzer außerdem umfangreiche Wörterbücher in den Sprachen Dänisch, Polnisch, Niederländisch, Portugiesisch, Russisch, Schwedisch, Tschechisch und Türkisch. Man vermisst nur Latein, Altgriechisch und nicht-indogermanische Sprachen wie Chinesisch, Japanisch oder Arabisch. Übrigens bietet auch Duden seine wichtigsten Wörterbücher für Smartphones an [6] und noch mehr Wörterbücher gibt es bei der Paragon Software Group [7].
Die Smartphone-Lösung hat den entscheidenden Nachteil, dass Smartphones bekanntermaßen eine extrem kurze Akkulaufzeit haben. Bisweilen müssen sie schon nach einem oder zwei Tagen wieder an die Steckdose. Zugegebenermaßen haben sich Smartphone-Nutzer damit inzwischen arrangiert, indem sie überall ihr Ladegerät dabei haben. Aber ein bisschen lau klingt das schon - verglichen mit der oben erwähnten Laufzeit meines Sharp-Wörterbuchs. Manch einer mag sich darüber hinaus über die Bedienung via Touchscreen ärgern. Die mechanischen Tasten der klassischen elektronischen Wörterbücher sind angenehmer in der Eingabe, aber es gibt ja auch Smartphones mit Tastatur-Slider.

Wer kein Smartphone hat, aber trotzdem gerne so viele Wörterbücher horten würde, kann sich entweder ein Smartphone zulegen oder auf Archos' neue Android-Geräte zurückgreifen (Archos 28, 32, 43, 70). Alle oben genannten Wörterbücher von Langenscheidt zuzüglich der wichtigsten Wörterbücher von Duden schlagen übrigens mit fast 500 Euro zu Buche. Auch wenn ich auf Türkisch, Polnisch und Tschechisch eventuell verzichten könnte, würde ich immernoch mindestens Latein, Altgriechisch und Chinesisch vermissen. Aber man kann eben nicht alles haben.

  1. tovotu.de/blog/374-...-PWE510--Videobeitrag
  2. de.franklineurope.com/produkte/bookman
  3. de.franklineurope.c...m/produkte/bookman-sd
  4. ex-word.de/de
  5. langenscheidt.de/re...sional_Woerterbuecher
  6. duden-downloadshop....echer.html?pfilter=18
  7. android-software.penreader.com
16. Januar 2011 - Tags: Produkte Multimedia Sprachen