tovotu

28. März 2012
Mehr Platz in der Vertikalen auf dem Desktop
OS:Linux - Desktop:Gnome

Bildschirme aller Art werden schon seit einigen Jahren immer breiter im Verhältnis zu ihrer Höhe. Im Jahre 2004, als TFT-Monitore selten mehr als 19 Zoll in der Diagonalen aufwiesen, war ein Seitenverhältnis von 4:3 unbestrittener Standard. Das traf auch auf Notebooks zu.

Ein breites Bild kannte man damals bereits aus dem Kino, wo es aus projektionstechnischen Gründen besser auf die Leinwand gebracht werden konnte. Weil solche Formate mit der klassischen Röhrentechnologie allerdings kaum umgesetzt werden konnten, fanden breitere Formate erst allmählich mit der Verbreitung von großformatigen LCD-Bildschirmen Einzug in Privathaushalte.

Begreiflicherweise fing dieser Trend erst an, als Bildschirme mit einer Diagonalen von deutlich über 20 Zoll erschwinglich wurden. Aus damaliger Sicht wäre an kleineren Breitbildschirmen fragwürdig geblieben, was man mit so einer geringen Anzeigehöhe überhaupt anfangen könnte - Filme hätte man ja so oder so nicht auf einem so kleinen Bildschirm genießen können.

Heute trauert mancher dieser vernünftigen Überlegung von damals hinterher. Längst sind Breitbildformate dermaßen zum Standard avanciert, dass sie sich auch bei Notebooks mit (weniger als) 14 Zoll wiederfinden. Da kann man froh sein, wenn einem überhaupt noch mehr als 18 cm in der Vertikalen zur Verfügung stehen. Die bis zu 30 cm in der Breite und die ständig ansteigende DPI-Zahl bieten selten einen brauchbaren Ausgleich für dieses Defizit.

Eine so riesige Taskleiste, wie sie seit Vista auf Windows-Systemen herumgeistert, bleibt Linux-Benutzern glücklicherweise erspart. Außerdem hat man als Linux-Benutzer ja bekanntermaßen nahezu grenzenlose Möglichkeiten der Anpassung an persönliche Bedürfnisse. Das soll für den Gnome Desktop seit der Version 3 zwar angeblich deutlich nachgelassen haben. An dieser Stelle soll dennoch der Versuch unternommen werden, ein paar wertvolle Pixel in der Vertikalen zur Schonung der Scrollleiste und unserer Nerven einzusparen.

In der Gnome Shell informiert uns eine Leiste am oberen Bildschirmrand ständig über Uhrzeit, Akkustand, Lautstärke und Netzwerkverbindungen. Das sind sicherlich sehr nützliche Informationen. Ich finde dennoch, dass ich auf deren permanente Anwesenheit auf meinem Bildschirm verzichten kann, und installiere die Erweiterung Hide Top Bar.

Dass die Gnome-Entwickler die Schaltflächen für das Maximieren und Minimieren von Fenstern für überflüssig hielten, konnte ich absolut nachvollziehen. Dass sie den Titelleisten der Fenster aber weiterhin einen dermaßen großzügigen Raum in der Vertikalen ließen, will mir aber nicht einleuchten. Spätestens sobald ein Fenster maximiert ist, verliert diese Leiste auch ihren letzten Nutzen als Haltepunkt zum Verschieben mit der Maus. Ich entscheide daher, dass doch wenigstens maximierte Fenster von dieser überflüssigen Last befreit werden sollen.

Die technische Umsetzung dieses Anliegens setzt dann aber doch schon die ersten tieferen Eingriffe voraus: In der Datei /usr/share/themes/Adwaita/metacity-1/metacity-theme-3.xml müssen vier Zeilen geändert werden, wobei die wesentliche Änderung wohl der Zusatz has_title="false" in Zeile 46 ist.

index 0e285a9..52d8c54 100644
--- a/metacity-1/metacity-theme-3.xml
+++ b/metacity-1/metacity-theme-3.xml
@@ -46,17 +46,14 @@
	<distance name="right_titlebar_edge" value="1"/>
 </frame_geometry>
 
-<frame_geometry name="max" title_scale="medium" parent="normal" rounded_top_left="false" rounded_top_right="false">
+<frame_geometry name="max" has_title="false" parent="normal" rounded_top_left="false" rounded_top_right="false">
	<distance name="left_width" value="0" />
	<distance name="right_width" value="0" />
	<distance name="left_titlebar_edge" value="0"/>
	<distance name="right_titlebar_edge" value="0"/>
-       <distance name="title_vertical_pad" value="8"/> <!-- 
-                                                       This needs to be 1 less then the
-                                                       title_vertical_pad on normal state
-                                                       or you'll have bigger buttons      -->
-       <border name="title_border" left="10" right="10" top="1" bottom="2"/>
-       <border name="button_border" left="0" right="0" top="0" bottom="2"/>
+       <distance name="title_vertical_pad" value="0"/>
+       <border name="title_border" left="0" right="0" top="0" bottom="0"/>
+       <border name="button_border" left="0" right="0" top="0" bottom="0"/>
	<distance name="bottom_height" value="0" />
 </frame_geometry>

Firefox-Benutzer werden eventuell daran interessiert sein, dass man nicht nur die Menüleiste ausblenden, sondern sogar den zurückbleibenden Firefox-Schriftzug auf ein kompaktes Icon zusammenschrumpfen lassen kann.[1] Wer dann noch die Tab-Leiste automatisch ausblenden lässt, sobald nur ein Tab geöffnet ist,[2] und die Lesezeichenleiste entbehren kann, freut sich, dass er in Zukunft nur noch auf im besten Fall 35 Pixel der knapp bemessenen Vertikalen verzichten wird und somit mindestens 120 Pixel einspart:

Einen Verlust an Komfort müssen diese Änderungen übrigens nicht notwendigerweise mit sich bringen. Mit der Maus allein wird zwar die Navigation zwischen maximierten Fenstern unmöglich. Gerade an Laptops wird man seine Hände aber ohnehin die meiste Zeit in der Nähe der Tastatur wiederfinden. Und mit dieser sind alle benötigten Funktionen problemlos ansteuerbar: Ein maximiertes Fenster stellt man mit Alt+F10 wieder her. Die meisten Anwendungen können mit Strg+Q oder Strg+W beendet werden (etwa bei Google Chrome funktioniert ersteres nicht) - falls beides nicht klappt, geht es auch mit dem etwas weniger komfortablen Griff Alt+F4. Natürlich darf man auch mit der Verwendung der Windows-Taste nicht sparsam umgehen und die Kombinationen Alt+Tab (und in der Gnome-Shell Alt+^) dürften inzwischen sowieso jedem in Fleisch und Blut übergegangen sein, der oft mit vielen Fenstern zu tun hat.

  1. addons.mozilla.org/...ovable-firefox-button
  2. addons.mozilla.org/...ox/addon/tab-mix-plus

Kommentare

Administrator 2. Dezember 2015

Die Titelleiste maximierter Fenster wird man seit GNOME 3.16 nicht mehr so leicht los. Mit der GNOME-Erweiterung Maximus Two kann man Abhilfe schaffen - muss dafür aber ein paar Bugs in Kauf nehmen. Ein Kompromiss ist ein einfacher Eingriff in die Datei $HOME/.config/gtk-3.0/gtk.css wie hier beschrieben: stackoverflow.com/a/30069565
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