24. Mai 2009
Liebesstadt. Organisationschaos. Touristenplage.
Paris ist immer eine Reise wert - keine Frage! Aber komplett willkürlich sollte man dann doch besser nicht bei der Reiseplanung vorgehen. Ich war kürzlich zum zweiten Mal in der Hauptstadt Frankreichs und berichte von meinen Erfahrungen - vor allem im Vergleich zu den Eindrücken von der ersten Reise, über die ich an anderer Stelle bereits berichtet habe [1].
Diesmal sollten es also zwei Tage eines (verlängerten) Maiwochenendes sein. Von "Rainbow-Tours" veranstaltet und koordiniert reisten wir an einem Donnerstagabend am Frankfurter Flughafen mit dem Bus ab und erreichten das ersehnte Reiseziel nach zehn Stunden Fahrt morgens um ca. 9 Uhr. Dabei wurde die Reise mehrfach durch Zwischenhalte und Pausen von bis zu 30 Minuten unterbrochen. Aber nicht nur das, sondern auch die schrecklich veraltete Reisebus-Ausstattung bereitete uns eine lange Nacht ohne viel und guten Schlaf, den wir für die zwei Tage in Paris gut gebraucht hätten.
Die Rückfahrt in der Nacht von Samstag auf Sonntag verlief zwar zügiger mit gut sieben Stunden Fahrtzeit und wurde nicht von allzu vielen Pausen zerstückelt. Aber der Reisebus war schließlich doch noch das selbe unkomfortable Gefährt, in dem man nicht mal seine Beine ausstrecken konnte.
Das Angebot einer Stadtrundfahrt am Freitagmorgen nahmen wir wahr - kostete allerdings extra. Wie sich herausstellte, war die Stadtrundfahrt ihren Preis nicht wert: Wir hörten und sahen zwar allerlei von Paris, aber die Informationen schwankten zwischen überflüssigen Details und allgemeinem Vorwissen hin und her.
Ein weiterer (optionaler) Programmpunkt von Rainbow-Tours war eine Fahrt nach Versaille am Samstagfrüh. Obwohl wir sicher mehr als genug Teilnehmer für eine Gruppe gewesen wären, hatte man seitens Rainbow-Tours nicht die Möglichkeit wahrgenommen, Gruppentickets zu organisieren. So musste jeder auf eigene Faust eine gute Stunde in der Schlange am Eingang stehen. Immerhin verlief die Kutschierung von Paris nach Versaille und zurück reibungslos.
Leider hatte man uns im Vornherein nicht verraten, in welchem Hotel man uns unterzubringen gedacht hatte. Dem Buchenden bei Rainbow-Tours steht nur die Wahl zwischen vier Preisklassen zur Verfügung und die sind mehr als schwammig voneinander getrennt. So stellte sich dann heraus, dass "Tourismus-" und "Komfortklasse" nur verschiedene Zimmer im selben Hotel bezeichneten. Die "Metroanbindung" war eine Frechheit: Es gab zwar in der Nähe unseres Hotels eine RER-Station. Die lag aber gerade so (400 Meter) außerhalb des Stadtbereichs (Zonen 1 und 2), was sich natürlich direkt in teureren Fahrkarten niederschlug. Ansonsten wurde das Hotel für den Preis immerhin durchaus meinen Anforderungen an Sauberkeit und Ausstattung gerecht.
Nun waren das nur die organisatorischen Details und die beeinflussen ja eine Reise zwar fundamental aber lange nicht ausschließlich. Um eine richtige Vorstellung von dem Kurztrip zu bekommen, bedarf es also noch ein paar anderer Erklärungen.
Zunächst sei die Tatsache betont, dass Paris einfach nur überfüllt war. An schönen Freitagen und Samstagen im Mai ist das vermutlich auch nicht anders zu erwarten. Und aus dem Grund würde ich auf alle Fälle jedem wärmstens von einem Paristrip zu solcher Zeit abraten! Mein letzter Parisaufenthalt lag im Herbst, abseits von Wochenenden und Feiertagen: Erinnert sich jemand an die Bilder von der damaligen "Place George Pompidou"? Der war geradezu leer. Am vergangenen Freitag dagegen stieß man bei jedem Schritt gegen andere Personen, die sich dort niedergelassen hatten oder ebenfalls gerade den Platz zu durchqueren versuchten. Die Schlange vorm Schloss in Versaille schlängelte sich hunderte Meter lang über den ganzen Vorplatz und im Schloss selbst konnte man kaum atmen vor lauter Menschen.
Selbstverständlich hatten sich auch bei meinem ersten Trip nach Paris die wichtigsten Sehenswürdigkeiten wie Eiffelturm, Versailler Schloss und Louvre beachtlich mit Touristen gefüllt, doch lange nicht in einem derartigen Ausmaß, wie ich es diesmal erleben musste. Dazu kam, dass auch alle Straßen, Geschäfte und die Metro von unangenehm vielen Touristen heimgesucht wurden.
Trotz all der kritischen Worte war Paris natürlich auch diesmal die Reise wert. Und das nicht nur, weil ich diesmal endlich Gelegenheit hatte, das berühmte Centre Pompidou und seine Kunstausstellungen von innen zu sehen. Die vielen organisatorischen Qualen sollte man sich allerdings wirklich ersparen. Für 130 Euro nach Paris hört sich zwar reizvoll an, doch man kann die unzähligen Erfahrungsberichte im Internet bezüglich Rainbow-Tours [2][3] durchaus ernst nehmen! Was die Kataloge von "Schlafsesseln" in "modernen" Reisebussen erzählen, ist schon fast kriminell, entspricht es doch so gar nicht der Wirklichkeit. Indem man vorher nicht mal den Namen des Hotels erfährt, kauft man diesbezüglich zusätzlich die Katze im Sack.
Kurztrips sind ja generell fragwürdig. Aber wenn ihr euch für einen entschließen solltet, dann seit nicht allzu knausrig, sondern leistet euch einen Flug oder eine Zugfahrt - Schlafmangel und Nacken-/Rückenschmerzen müssen doch echt nicht sein.