13. Februar 2011
Für eine Hand voll Werbe-SMS
Für den Erhalt von Werbung Geld kassieren? Die meisten Angebote dieser Art sind seit geraumer Zeit in der Versenkung verschwunden [1]. Vor einigen Jahren klang das noch attraktiv, inzwischen hat die Erfahrung gezeigt, dass sich so ein Geschäftsmodell weder für den Anbieter noch für den Kunden lohnt.
Unter der Schirmherrschaft des Mobilfunk-Giganten O2 Telefónica hält dennoch seit inzwischen fast einem Jahr der Handy-Prepaid-Anbieter "netzclub" [2] an diesem Prinzip fest: Für den Erhalt von Werbe-SMS/MMS, -emails und optional auch -post steht dem Kunden hier zusätzlich zu den üblichen Prepaid-Konditionen ein kostenfreies "Sponsored"-Paket zur Verfügung. Bei der Registrierung legt sich der Kunde auf eines von drei möglichen Paketen fest und nur, wer seine Mobilfunknummer von einem anderen Anbieter übernimmt, darf den Tarif auch später noch wechseln.
Besonders attraktiv erscheint dabei das Paket "Sponsored Surf". Immer mehr Handys werden mit Smartphone-Optionen ausgerüstet, die zu nutzen mit einem herkömmlichen Prepaid-Tarif ein teurer Spaß zu werden droht, da sie eine (ständige) Internetverbindung erfordern. Bei Netzclub gibt es den Internetzugang völlig kostenfrei. 200 MB bezieht man dabei monatlich über eine schnelle HSDPA-Verbindung, danach gibt es nur noch langsames GPRS.
Im zweiten Paket erhält man 100 Freiminuten in alle Mobilfunknetze und ins Festnetz. 30 Freiminuten, 30 Freisms und 30 MB Datenvolumen wurden zu einem dritten Paket kombiniert. Über die Freiminuten und -sms hinaus bezahlt man unabhängig vom gewählten Paket 11 Cent pro SMS und Gesprächsminute (60/60). Daten werden in 10 KB-Taktung mit 24 Cent pro Megabyte abgerechnet, wenn man nicht das Surf-Paket oder Freivolumen hat.
Jeder, der bei netzclub angemeldet ist, erhält ab und an Werbenachrichten per SMS, MMS, Email und wahlweise per Post. Die Anzahl der Werbenachrichten ist dabei insgesamt auf 30 pro Monat beschränkt. In Internetforen berichten die meisten Benutzer allerdings von zwei bis fünf Nachrichten pro Monat [3], an einer Stelle heißt es sogar, man habe noch gar keine Werbung erhalten [4].
Die drei oben aufgeführten Pakete darf nur nutzen, wer mindestens einmal pro Monat auf eine Werbung "reagiert". So eine Reaktion besteht aus dem unverbindlichen Anklicken eines Links oder der Antwort auf eine SMS an eine kostenfreie Nummer. Wenn einen Monat lang gar keine Werbung kommen sollte, wird man von dieser Pflicht natürlich befreit.
Sollte man seine Pflicht einen Monat lang nicht erfüllen, wird einem das Gratispaket gestrichen. Man kann die SIM-Karte allerdings trotzdem zu den üblichen Prepaid-Tarifen weiternutzen. Wem die Werbung irgendwann zu sehr auf die Nerven gehen sollte, dem bleibt nichts anderes übrig, als die Nutzung des netzclubs komplett zu beenden.
Anziehend an netzclub ist auf jeden Fall auch, dass es nicht nur keine laufenden Kosten gibt, sondern dass auch die Registrierung völlig kostenfrei ist. Wer sich also unsicher ist, ob ihm die Idee gefällt, kann sich einfach mal registrieren und ausprobieren. Seine alte Rufnummer kann man auch viel später erst übernehmen, wenn man das möchte.
Es bleibt die Frage offen, ob sich dieses Geschäftsmodell rentieren wird. Glücklicherweise hat netzclub einigen Rückhalt, da es ein direktes Tochterunternehmen von O2 ist. Dass Windows Live, Wilkinson Sword und Paramount Pictures Werbepartner von netzclub sind, macht zusätzlich Hoffnung. Angeblich werden keine persönlichen Daten an die Werbepartner übermittelt. Auch Handynummer, Emailadresse und Anschrift nicht - der Versand der Werbenachrichten geschieht komplett über netzclub und nicht direkt von den Werbetreibenden aus.
Ich selbst bin noch kein Kunde bei netzclub, überlege aber, mich in nächster Zeit mal probeweise zu registrieren. Sollte ich dann besonders positive oder negative Erfahrungen mit diesem Konzept machen, werde ich auf jeden Fall Bericht erstatten.
Als der netzclub vor einem Jahr gestartet wurde, stand eine PR-Mitarbeiterin interessierten Kunden in einigen Internetforen Antwort. In den Threads von damals findet man Antworten auf viele Fragen [5][6]. Viele Erfahrungsberichte finden sich in den Kommentaren zu einem Blogeintrag bei parkrocker.com [7].