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16. Oktober 2009
Modellierungswoche Fuldatal

In der angewandten Mathematik drückt man sich gewählt aus: Man sagt nicht "Problemlösung" oder "Optimierung", sondern "Modellierung". Das klingt ziemlich nach Töpfern, doch damit hat es natürlich herzlich wenig zu tun.
Das Thema "Modellieren" stand jedenfalls im Mittelpunkt der vergangenen Woche in der Reinhardswaldschule in Fuldatal. 40 Schüler, die am diesjährigen "Tag der Mathematik" (ein hessischer Mathematikwettbewerb der zwölften Klassen) vordere Plätze erreicht hatten, und ein Haufen 16 Mathematik-Lehramtsstudenten wurden hier in 8 Gruppen einsortiert, denen jeweils eine Problemstellung aufgetischt wurde, die es mit angewandter Mathematik zu lösen galt.
Die Probleme kamen aus KFZ-, GPS- und Fahrstuhltechnik, Speditionswesen, Biologie und Schifffahrt und ihre Lösung war nicht nur alles andere als trivial, sondern sogar unbekannt. Dementsprechend kam auch keine Gruppe am Ende der fünf Tage Arbeit zu einem Ergebnis, das man nicht noch weiter hätte verbessern können.

Als Preisträger beim Tag der Mathematik hatte ich ein Stipendium in der Tasche, mit dem die Veranstaltung für mich kostenlos war. Mein Interesse war im vornherein nicht übermäßig groß, da ich der angewandten eher die theoretische Mathematik vorziehe. Auf diesem Standpunkt stehe ich zwar jetzt noch, trete aber vor jener anfänglichen Uninteressiertheit zurück: Ich langweilte mich durchaus nicht, während ich mit meiner großartigen Gruppe ein Fahrstuhlsystem für große Bürogebäude konzipierte und optimierte ("modellierte").
Die Atmosphäre unter den Teilnehmern war nämlich erfreulich entspannt und fröhlich. Teilweise wurde man auch von Mitgliedern anderer Gruppen angelächelt und angesprochen, als kenne man sich bereits. Außerdem vermischten sich Schüler und Lehramtsstudenten geradezu unbemerkt.

Dazu kam das ganze Drumherum von Unterkunft, Verpflegung, Räumlichkeiten, Ausstattung und Organisation, das durchweg zu überzeugen vermochte: saubere Doppelzimmer, reichliche Mahlzeiten, zweckmäßige Gruppenräume und großzügige Versorgung mit Flip-Charts, Whiteboards, Papier, Stiften aller Art, Computern, Internet und sogar einem Klavier. Die Zeittafel ließ zwar zwischen Frühstück und Abendessen kaum etwas anderes als Arbeit an den Problemen zu, schrieb allerdings kein Programm für die Abende bzw. Nächte vor und hatte sogar am Mittwoch einen Geocaching-Trip an der frischen Luft eingeplant. Tatsächlich verbrachten viele Gruppen freiwillig die Abende mit der Bearbeitung ihrer Probleme, sodass anschließende Freizeitaktivitäten die Nächte lang werden ließen, was sich in den letzten zwei Tagen in der Ausdauer der Teilnehmer bemerkbar machte.

Die Lösung der Problemstellungen bestand überwiegend aus dem Entwurf von Computersimulationen, die die Problematik mehr oder weniger gut erfassen konnten. Dementsprechend wichtig waren Teilnehmer für die Gruppen, die ihre Laptops und eine gute Portion Programmierkenntnisse mitgebracht hatten.
Wer also je die Möglichkeit bekommen sollte, an dieser jährlich stattfindenden Modellierungswoche des Zentrums für Mathematik teilzunehmen, sollte die Gelegenheit nutzen, sofern er die Arbeit an derartigen Problemstellungen (siehe oben) interessant fände oder auch einfach nur, um ein paar aufgeschlossene Leute kennenzulernen, die nicht auf den Kopf gefallen sind.

Kommentare

ein Haufen Adiminstrator(en) 18. Oktober 2009

Liebe Eva,

Verzeihung, natürlich bist du kein Haufen 😉 Ich war mal so frei, die entsprechende Textstelle zu verändern, die ursprünglich daraus entstanden war, dass ich über die genaue Anzahl keine Gewissheit mehr hatte - aber wenn bei den 8 Gruppen je zwei Lehramtsstudenten dabei waren, dann sollte es jetzt stimmen.

Geniale Grüße

Eva 17. Oktober 2009

Hey Thomas,

das hast du wirklich schön resümiert, auch wenn ich mich ungern als Haufen bezeichnet sehe... Aber mir hat die Woche auch super viel Spaß gemacht, was natürlich insbesondere an unserer genialen Gruppe lag☺

Liebe Grüße
von einer unbemerkt vermischten Lehramtsstudentin
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