21. November 2009
Alten Mythen zur Ehre: Das Buch der Balladen
Das "Buch der Balladen" beginnt mit einem Zitat aus einem Brief Rainer Maria Rilkes:
Vielleicht sind alle Drachen unseres Lebens Prinzessinnen, die nur darauf warten, uns einmal schön und mutig zu sehen. Vielleicht ist alles Schreckliche im tiefsten Grunde das Hilflose, das von uns Hilfe will.
An der entsprechenden Stelle im Brief geht es darum, dass Mythen am Anfang einer jeden Kultur standen und welchen Wert diese Mythen vielleicht auch für uns haben könnten.
Und tatsächlich beschreibt dieses Zitat perfekt den Leitfaden in Fauns neuem Akustik-Album Buch der Balladen, das sich an an der Thematik alter nordischer und germanischer Sagen und Volkslieder orientiert.
Das "Buch" ist aber nicht nur bezüglich Inhalt, sondern auch, was die Form angeht, etwas Besonderes. Es handelt sich nämlich tatsächlich um ein kleines gebundenes Buch, dessen Einband in Größe und Layout einer CD-Hülle entspricht: Auf gut 40 Seiten werden zu jedem Lied Noten und Songtext geliefert, erweitert durch kurze erläuternde Texte, die historische und interpretatorische Hintergründe darlegen.
Den Genuss der CD, die im hinteren Teil des Einbands steckt, maximieren also nicht nur zauberhafte Klänge, sondern auch Einblicke in jene historische Hintergründe. Die neun Lieder nebst Prolog werden bei der nur kurzzeitig erhältlichen "Limited Edition" um "Brynhilds Lied" erweitert, wobei es sich mehr um einen musikalisch untermalten, vorgelesenen Text als um ein "richtiges" Lied handelt.
Einen Eindruck von der Musik kann sich jeder selbst auf der MySpace-Seite [1] verschaffen. Wer den authentisch-mittelalterlichen Klängen jedoch generell abgeneigt ist, wird nicht viel Gefallen an dem Album finden. Für alle anderen sei betont, dass das Album als Gesamtkunstwerk die Qualität jedes einzelnen Liedes nochmal beachtlich anhebt, insbesondere wenn man sich gerne auf zauberhafte Welten uralter Mythen wie "Edda" (altisländische Sage von Sigurd, verwandt mit dem Nibelungenlied) einlässt.
Ich bin davon überzeugt, dass ein Live-Auftritt den Eindruck der CD noch übertreffen wird. Und deswegen werde ich auf jeden Fall am 20. Februar nicht fehlen, wenn Faun in Fulda zu hören sein wird [2].