tovotu

2. Mai 2011
Mit Poseidons Hilfe: in Rekordgeschwindigkeit quer durch die Karibik

Als die 22jährige australische Schwimmerin Susie Maroney am 12. Mai 1997 am Strand von Key West, Florida, aus dem Wasser stieg, bot sie einen Mitleid erregenden Anblick: Ihr Körper war sonnenverbrannt, zahlreiche Ausschläge zeugten von schmerzhaften Bekanntschaften mit den Quallen der Karibik und salziges Wasser hatte ihre Zunge anschwellen lassen.
Trotzdem sagte sie im Interview mit den Reportern, die schon an Land auf sie gewartet hatten, es sei das beste Gefühl der Welt gewesen, endlich den Sand des Festlands zu spüren - kein Wunder: Susie Maroney hatte einen unvergleichlichen Schwimmmarathon hinter sich. Am Mittag des Vortags hatte sie die kubanische Hauptstadt Havanna verlassen und schwimmend das offene Meer angesteuert. [1][2]

Die 180 Kilometer zwischen Kuba und Key West, Florida, schwimmend und ohne Flossen zurückzulegen war vor Susie Maroney keinem Menschen gelungen. Sehr beachtlich ist dabei aber auch, in welcher Zeit die Australierin diese gigantische Strecke hinter sich brachte: nämlich in schlappen 24.5 Stunden. Daraus ergibt sich eine Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp über 2 Metern pro Sekunde.
Das heißt, dass sie eine Strecke von 100 Metern in durchschnittlich 49 Sekunden zurücklegte. Wer mit Schwimmsport wenig am Hut hat, wird diese Zahl kaum deuten können. Aber Wikipedia enthüllt, dass Britta Steffen, die momentane Weltrekordhalterin der Frauen auf 100 Meter Freistil, die gleiche Strecke in 52 Sekunden sprintet.

Dass Susie Maroney die weltbeste Sprinterin selbst im 24h-Dauerschwimmen dermaßen auf der Strecke lässt, verdankt sie natürlich äußerst günstigen äußeren Bedingungen: Neben dem höheren Auftrieb in Salzwasser profitierte sie sicherlich von Meeresströmungen.
Eine Recherche im Internet verrät, dass gewöhnliche Strömungen (etwa der Golfstrom [3]) locker stellenweise auf Geschwindigkeiten von über einem Meter pro Sekunde kommen können. Nimmt man an, dass die Schwimmerin ohne diese Unterstützung etwa 80 Sekunden pro 100 Meter benötigt hätte, so wird man die Geschwindigkeit der Strömung auf immerhin 0.8 Meter pro Sekunde schätzen.

Susie Maroney, die inzwischen auch die noch längere Strecke zwischen Mexiko und Kuba schwimmend bewältigt hat, verdankt so fast vierzig Prozent ihrer Geschwindigkeit den Strömungen. Dass sie sich aber ansonsten nicht auf die Unterstützung Poseidons verlassen wollte, geht daraus hervor, dass sie nicht ohne den Schutz eines 9 mal 2.5 Meter großen Stahlkäfigs schwamm. Nur so konnte sie sicher gehen, dass sie keinem karibischen Hai in die Fänge geriet.

  1. articles.cnn.com/19...e-swimmer?_s=PM:WORLD
  2. nytimes.com/1997/05...-cuba-to-florida.html
  3. rads.tudelft.nl/gulfstream

Kommentare

Administrator 3. September 2013

Erstmals ist es nun auch einem Menschen gelungen, die im Artikel erwähnte Strecke von Kuba nach Florida ohne schützenden Haikäfig zurückzulegen: Die 64-jährige Diana Nyad brauchte für die Strecke allerdings durchaus nachvollziehbare 53 Stunden... tagesschau.de/ausland/nyad108.html
Neue Kommentare zu diesem Artikel bitte per Mail an kommentare-492(at)tovotu.de!