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11. September 2014
Wandertour in Island 2014 - Ausrüstung

Dieser Artikel gehört zu einer Reihe von Artikeln über eine Wandertour, die ich mit vier Freunden im August 2014 im isländischen Hochland gemacht habe. Eine Übersicht bietet der einführende Artikel zum Thema.

Die Frage nach der richtigen Ausrüstung spielt auf mehrtägigen Wandertouren immer eine große Rolle. Wenn es in ein Land wie Island geht, das sich klimatisch so stark vom eigenen unterscheidet und das man vor der Tour noch nie betreten hat, muss man besonders große Sorgfalt beim Erstellen der eigenen Packliste walten lassen. Zur Orientierung können die Empfehlungen des isländischen Wandervereins, Wanderführer (siehe unten), aber auch die zahlreich im Internet verfügbaren Erfahrungsberichte und Packlisten anderer Islandreisender dienen. Meine Packliste habe ich auf der entsprechenden Webseite der großen deutschen Internet-Community Outdoorseiten.net veröffentlicht.[1] Die Nachfolgenden Ausführungen stellen gewissermaßen einen Kommentar zu dieser Packliste dar.

Meine mitgebrachte Kleidung war gerade warm genug. Bei kälteren Temperaturen wird man sich schnell nach weiteren/dickeren Schichten sehnen. Dabei muss man beachten, dass wir die meiste Zeit lang für isländische Verhältnisse ungewöhnlich gutes Wetter hatten.

Speziell die Schlauchtücher haben sich bewährt: Zwei solche Tücher sind sehr vielseitig einsetzbar und kombinierbar. Ebenfalls eine lobende Erwähnung hat die Merinojacke von Woolpower verdient, die sich bei ganz unterschiedlichen Temperaturen (sowohl direkt unter dem Rucksack als auch unter der Regenjacke getragen) angenehm anfühlte.

Zum Furten hatte ich billige Trekkingsandalen im Gepäck. Die sogen sich voller Wasser, was sich schon alleine im höheren Gewicht niederschlug. Hier hätte sich die Investition in Crocs oder ähnliche Kunststoffschuhe gelohnt.

Vornehmlich zum Furten hatte ich auch die Trekkingstöcke eingeplant. Dafür wären sie aufgrund der niedrigen Wasserstände aber tatsächlich entbehrlich gewesen. Als viel bedeutender stellte sich ihr Nutzen bei der eigentlichen Wanderung heraus: Sie entlasteten meine Beine und sorgten für eine bessere Durchblutung der Arme und Hände, besonders bei langen und steilen Abstiegen.

Mein Regenschutz war ausreichend und verlässlich. Lediglich das von Osprey dem Rucksack beigelegte Regencover war leider zu klein für die außen angebrachte Isomatte und löste sich bei Sturmböen schon mal vom Rucksack. Dann wurde natürlich sofort der Rucksack nass, die Flüssigkeit sickerte ins Innere und ich war froh, alles einzeln zusätzlich in Plastiktüten gepackt zu haben.

Ja, die Sonne ist definitiv ein Faktor im isländischen Hochland. Denn wenn sie scheint, ist man ihr erstmal schutzlos ausgesetzt. Aufgrund der spärlichen Vegetation ist Schatten selten. Die Sonne blendet und man bekommt schneller Sonnenbrand, als man meinen würde.

Mein einziger Sonnenschutz war ein Buff UV-Schutztuch. Weil man die allermeiste Zeit im isländischen Hochland sowieso langärmlige Sachen tragen wird, ist der Kopf zunächst die einzige sonnenbrandgefährdete Zone. Sonnencreme fürs Gesicht sollte man deswegen auf jeden Fall einpacken. Eine Sonnenbrille ist empfehlenswert. Es geht auch ohne, aber wenn man mittags nach Süden wandert, ist ein Blendschutz schon sehr angenehm.

An Klopapier, Feuchttüchern (ein Geheimtipp im Bereich Hygieneartikel) und Outdoorseife hatte ich viel zu viel dabei. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Hütten mit so guten sanitären Einrichtungen (Toiletten, Waschbecken, teilweise sogar Seifenspender) aufwarten würden. Ganz weglassen kann man diese Dinge aber nicht, weil man zwischen den Hütten (aber auch an den Hütten) immer mal in Situationen kommt, wo man sie akut brauchen kann. Die Schaufel, die ich zum Vergraben von Notdurft in der Wildnis benutzt hätte, war komplett überflüssig, weil die Hütten nah genug beieinanderlagen.

Auf meinen Städtetouren, die immer auch sehr lange Fußwege beinhalteten, hatte ich nie Probleme mit Blasen. Aber an dieser Wanderung stellten sich meine Blasenpflaster als unersetzlich heraus - vier oder fünf Stück habe ich gebraucht.

Der Mikrofaser-Putzlappen aus dem Drogeriemarkt um die Ecke, der eigentlich nur als Allzweck-Waschlappen geplant war, hätte auch als Handtuch ausgereicht. Ein großes (Mikrofaser-)Handtuch ist ein Komfort, auf den man auch ziemlich gut verzichten kann.

Mein Deuter-Trinksystem ist noch vor Beginn der Tour kaputtgegangen und wurde spontan von mir in Reykjavik durch drei 0,5l PET-Flaschen ersetzt. Angesichts der Tatsache, dass ich es zuvor erst einmal auf einer kurzen Tour im Deutschen Mittelgebirge benutzt hatte, ist das ein fragwürdiges Zeugnis für das Trinksystem. Es wurde mir aber nach der Reise anstandslos vom Händler gegen ein intaktes getauscht.

Auf dem Fimmvorduhals gibt es streng genommen Wasservorräte, die sind aber in der Regel knapp (siehe FAQ zur Tour). Der Wassersack ist für diese Etappe also kaum entbehrlich.

Die Tatonka-Töpfe waren im Rucksack etwas sperrig, vor allem wegen der Henkel. Aber immerhin konnte man aufgrund der Größe und Form leicht Dinge darin verstauen.

Mein Schlafsack ist leider so alt, dass ich den Komfortbereich nicht kenne. Von den Erfahrungen meiner Mitreisenden und von den erlebten Temperaturen kann ich aber ableiten, dass ein Komfortbereich von -5°C auf dem Laugavegur absolut notwendig ist.

Das Seideninlett bringt zwar nicht unbedingt zusätzliche Wärme. Aber es fühlt sich angenehm auf der Haut an und man schont den Schlafsack effektiv vor Schmutz, Schweiß, Schuppen usw.

Das Zelt (Nigor WickiUp 3 SUL) war für uns als Trekkinganfänger zu schwer zu handhaben. Wir hielten uns beim Aufbau sklavisch an die Bedienungsanleitung, hatten aber trotzdem riesige Probleme mit Kondenswasser. Ich weiß zwar immer noch nicht, wie es richtig geht. Aber eine kurze Nachfrage auf Outdoorseiten.net hat ergeben, dass man die Bedienungsanleitung wohl getrost vergessen kann.

Der Ebook-Reader wurde nicht so oft benutzt, wie erwartet, aber bewährte sich als sehr zweckmäßig. Er wiegt zwar weniger als ein mittelgroßes Buch, ist auch nicht unbedingt weniger robust - eine Beschädigung würde aber eine ganz andere finanzielle Belastung darstellen als ein zerfleddertes oder nasses Buch. Das sollte man bedenken.

Die Stirnlampe stellte sich tatsächlich als nützlich heraus, als es einmal später wurde. Aber meist schlief ich die ganze Nacht lang. Dass Island fast am Polarkreis liegt, spielt Ende August übrigens kaum noch eine Rolle: Die Nächte sind richtig dunkel und dauern durchaus über 6 Stunden.

Das GPS-Gerät, das einer meiner Mitreisenden im Gepäck hatte, war übrigens geradezu überlebenswichtig, als wir auf dem Weg über den Fimmvörðuháls in einen Sturm mit dichtem Nebel gerieten und der Wanderweg kaum noch erkennbar war.

Ich hatte zur Vorbereitung auf die Tour die Wanderführer Vier Wanderrouten in Island, Island - Das südliche Hochland und Island: Trekking-Klassiker, sowie die entsprechende Wanderkarte von Mal Og Menning benutzt.

Nur der zweite Wanderführer (er ist aus wasserfestem Papier und beinhaltet zahlreiche Wegpunktkoordinaten!) und die Wanderkarte gingen mit auf die Tour. Das Kartenmaterial im Wanderführer hätte bereits ausgereicht - der Maßstab ist hier sogar besser als bei der Wanderkarte von Mal Og Menning. Manchmal war es trotzdem ganz nett, zusätzlich noch in einer zweiten Quelle nachschauen zu können. Island - Das südliche Hochland wurde übrigens auch in Landmannalaugar beim Hüttenwart zum Verkauf angeboten.

Den Wanderführer Island: Trekking-Klassiker hatte ich zwar nicht mit auf Tour. Er ist für eine gute Vorbereitung aber dennoch unersetzlich, weil er einfach viel ausführlicher ist als die anderen Führer.

Den weitaus größten Teil der in der Packliste aufgeführten Ausrüstung habe ich extra für diese Tour gekauft. Damit entstanden mir Kosten in Höhe von ca. 1400 Euro - und das, obwohl ich viele Teile bei Sonderaktionen und Ausverkäufen bis zu 60% günstiger als UVP bekommen habe. Es bleibt natürlich zu hoffen, dass weitere Touren folgen werden, bei denen die Ausrüstung wieder verwendet werden kann. Man sollte diesen Faktor in einer finanziellen Bewertung so einer Island-Tour dennoch nicht verschweigen, denke ich. Denn nicht jeder, der in Island wandert, ist automatisch ein Wanderfan, der so eine Ausrüstung jedes Jahr für eine vergleichbare Tour gebrauchen kann.

  1. gearlist.outdoorsei...su-urland-island/1103

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