tovotu

16. Juli 2007
Der gruseligste Film aller Zeiten?!

Laut Wikipedia gilt er als Geburt des modernen Horrorfilms.[1] Der 1973 auf der Basis von William Peter Blatty's Roman verfilmte Exorzist ist immerhin Preisträger zweier Oscars, vierer Golden Globes und jede Menge anderer "Goldener" Auszeichnungen. (Ich habe ihn übrigens in der Director's Cut Version von 2001 gesehen.) Da der Film inzwischen 34 Jahre auf dem Buckel hat, kennt ihn meine Generation häufig aus der Horrorfilm-Parodie "Scary Movie 2", die mit einigen charakteristischen Szenen des "Exorzisten" beginnt.

Der Film handelt - wie der Titel bereits vermuten lässt - vom Exorzismus, das heißt: dem Teufel-/Dämonenaustreiben. Ein kleines Mädchen wird also Opfer des Teufels höchstpersönlich und muss nun von einem Exorzisten samt dessen Gehilfen den Exorzismus erfahren. Vielversprechend ist der Film sowohl von der Geschichte als auch von den spannenden Gruselszenen her. Er ist jedoch leider nicht auf ganzer Linie konsequent. Die Horrorfilm-Atmosphäre bleibt in der ersten Hälfte gänzlich auf der Strecke. Lediglich die gruselig angehauchte Musik lässt auf einen Gruselstreifen schließen. Dabei ist die Vorgeschichte nicht einmal besonders wichtig, geschweige denn interessant. Während in den ersten 20 Minuten so gut wie gar nicht und wenn dann in fremden Sprachen mit Untertiteln gesprochen wird, kann man von den folgenden 20 Minuten nicht behaupten, dass sie mit der vorrangegangenen Handlung in irgendeiner Weise in Bezug stünden. Desweiteren wäre da der geschiedene Vater in Europa. Wer ist er, was macht er und warum wird er häufig erwähnt aber nie weiter mit eingebracht?

Natürlich ist der Film einsame Klasse, wenn man nur die gruseligen Szenen, die von Special-Effects wohl durchdacht ausgeschmückt sind, betrachtet. Kein alter Film, von "Nosferatu" bis "Die Vögel" vermag dermaßen mitreißend rüberzukommen. Doch was ist das nur für eine gähnend langweilige Einleitung? Das starke Band zwischen Mutter und Tochter verstärkt durch den nicht vorhandenen Vater und das außerordentlich kindlich-fröhliche Gemüt der schließlich Besessenen ließe sich doch sicher entweder interessanter oder auch kürzer gestalten. Schließlich wirkt der Film auf mich doch allzu amerikanisch mit seinen gottesbesessenen Priestern, der geschiedenen, ach so berühmten Schauspielerin als Mutter einer ach so unschuldigen süßen kleinen Tochter, die völlig unverhofft vom bösen Teufel heimgesucht wird.

Um sich als gelungenen Schocker bezeichnen zu dürfen (und das tut der "Exorzist" auf seinem Filmplakat), bedarf es heute mehr als einiger blutiger Szenen mit abstoßenden Monsterfratzen. Man werfe nur einen Blick auf einen Film wie "The Hills Have Eyes". Der wirkt noch um einiges amerikanischer als der "Exorzist". Das stellt aber auch wirklich seine einzige Schwäche dar. Auf der ganzen Linie wird man hier in eine gelungene Gruselatmosphäre hineingezogen. Zudem fundiert er trotzdem nicht einzig auf ekelerregenden Bildern entstellter Menschen - wie es Saw und vor allem seine Nachfolger zu tun pflegen. Der Exorzist ist ein sehr guter Horrorfilm, der Lob, aber nicht so viel, wie die Kritiker predigen, verdient hat. Schaut ihn euch an und bildet eure eigene Meinung!

  1. de.wikipedia.org/wiki/Der_Exorzist

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