tovotu

3. Mai 2008
Wunderschöner Pinguinfilm

Eine französische Produktion und kein einziger Darsteller kommt aus Frankreich, nicht mal der Drehort ist in Frankreich - was wird das wohl für ein Film sein? Als Dokumentarfilm kann man Die Reise der Pinguine nicht ganz vorbehaltlos bezeichnen, obwohl das Bildmaterial, das das Team in 14 Monaten Antarktis-Aufenthalt sammeln konnte, sicherlich ideale Aufnahmen für einen solchen gegeben hätte. Unter der Etikette einer Dokumentation hätte der Film bestimmt nicht 1,4 Millionen Besucher aus Deutschland angezogen. "Die Reise der Pinguine" beschreibt die schwere Lebenssituation von Kaiserpinguinen in der Antarktis. Im Vordergrund steht die lange Reise zu ihren Brutstätten, an denen sie ohne Nahrung monatelang auf das Schlüpfen und Heranwachsen der Nachkommen warten müssen.

Bei der Rezeption hat man versucht, den Pinguinen Gefühle wie Liebe, Mut und Opferbereitschaft zu verleihen, indem man ihnen teilweise menschliche Stimmen verpasste. In der deutschen Synchronisation etwa erhalten der männliche und der weibliche Teil sowie der Kückenanteil der Pinguine jeweils eine Stimme. Hier findet sich der erste Punkt, an dem sich Kritiker gerne auslassen: Die Stimmen vermitteln den Eindruck, es handle sich um einen Kinderfilm. Aus diesem Grund erschien mit der DVD-Version auch eine Tonspur im Stil einer Dokumentation. (Ich hatte allerdings nicht die Möglichkeit, mir diese Version zu Gemüte zu führen.) Desweiteren werde gerade das Sexualverhalten der Pinguine verfälscht dargestellt, weil sie in der Wirklichkeit ein deutlich abwechslungsreicheres Sexualleben führen, in dem sogar Homosexualität eine Rolle spiele.

Kontrovers kommentiert wurde die Filmmusik aus der Feder der französischen Komponistin und Sängerin Emilie Simon. Immerhin erhielt sie dafür jedoch den "Victoires de la musique" und wurde für den "César Filmpreis" nominiert. Warum die "Süddeutsche Zeitung" die Musik als schauderhaft bezeichnet und wieso in der englischen Version eine symphonische Untermalung eingefügt wurde, ist mir ein Rätsel: Ich persönlich halte Emilie Simons Soundtrack für zauberhaft gelungen. Man überzeuge sich nur selbst!

"Es sind atemberaubende Bilder, die Jacquets Team eingefangen hat, zum Heulen schön. Nie waren uns Pinguine so nah. Keine Frage: Das sind Wesen wie wir. Nur tapferer, treuer, aufopferungsvoller. Das sagen uns die Bilder. Aber Jacquet mußte ja unbedingt auch die Vögel sprechen lassen." - Die Welt

Es liegt eine nicht zu leugnende Wahrheit in dieser Kritik. Die Pinguine selbst präsentieren sich als unerwartet prachtvolle und zugleich niedliche Tiere. Die Stimmen tragen in der Tat nicht gerade wesentlich zur Qualität des Films bei, sondern könnten durchaus als übertrieben kinderhaft bezeichnet werden.
Mein abschließendes Fazit bleibt trotzdem, dass dieser wunderschöne Film mehr als sehenswert ist und ich empfehle ihn an dieser Stelle uneingeschränkt jedem weiter, der sich ein wenig vom ewigen Eis und watschelnden Pinguinen bezaubern lassen will.

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