7. November 2009
This is it ... not!
Viele der Lieder aus Michael Jacksons Feder haben es ja zu beachtlicher Berühmtheit gebracht - und das, obwohl einige davon inzwischen über 20 Jahre alt sind. Man darf Jacksons Musik bewerten, wie man will - sein kommerzieller Erfolg und seine zeitgenössische Bekanntheit sind unanfechtbar.
Er hat meiner Meinung nach auch den Titel "King of Pop" verdient, wobei ich mit dem Begriff "Pop" zugegebenermaßen gewöhnlich nicht viel Postives assoziiere.
Jetzt hat die Pop-Ikone also ihre letzte Reise angetreten und Sony BMG verlor mit ihr wohl primär einen Goldesel: Kurz vor Jacksons Tod hatte man ihn nochmal mit einer neuen Tournee zu alter Größe aufsteigen lassen wollen. Das Programm sollte gigantisch werden, es bekam den passenden Titel "This is it".
Dass die enormen finanziellen Investitionen in die entsprechenden Vorbereitungen jetzt keinen Umsatz folgen lassen sollten, wollte die Musikindustrie anscheinend nicht wahr haben. Aus dem toten Jackson sollte noch Geld gepresst werden, indem man alle verfügbaren Aufnahmen von den Proben für die Tournee zusammenkleisterte und als Kinofilm verkaufte: "This is it" [1]!
Prinzipiell könnte es einem Toten ja zur Ehre gereichen, wenn ihm posthum noch ein Kinofilm gewidmet wird. Aber diese Produktion ist eine schamlose Vermarktungsstrategie: Auf der Kinoleinwand präsentieren sich lieblos zusammengefimmelte Clips aus den Proben zu Jacksons letztem Tournee-Programm. Für die Aufnahmen wurden offensichtlich vergleichsweise billige Kameras verwendet und die Kameramänner scheinen ihr Handwerk entweder nicht mit vollem Elan auszuführen oder nicht recht zu beherrschen.
Bildmaterial, dass nicht für die Kinoleinwand bestimmt war, sollte entweder gründlich nachbearbeitet oder gar nicht erst ausgestrahlt werden. Mag es Ausnahmen geben, in denen das nicht so ist - in diesem Fall hätte man es beherzen sollen: Unter den gegebenen Umständen ist es wirklich keine Freude und weder unterhaltsam noch informativ, den Film "This is it" im Kino anzuschauen.
Für überzeugte Fans mag es ein Genuss sein, den Angebeteten Backstage zu sehen. Und vielleicht ist die Kommerzialisierung des Andenkens von Michael Jackson die einzig passende Reaktion auf den Tod dieses "King of Pop". Mir erscheint der Sachverhalt jedenfalls ausgesprochen barbarisch und respektlos.