tovotu

11. März 2008
Jakob-Nathan der weise lügende Vorleser

Als Schüler der elften Klasse werde ich momentan im Deutschunterricht mit einer Reihe von Büchern konfrontiert, die teilweise einer auffälligen Linie zu folgen scheinen. Nach Michael dem "Vorleser" und "Jakob der Lügner" werden wir nun mit dem denkwürdigen "Nathan der Weise" konfrontiert. Was dürfen wir als nächstes erwarten? Holla die Waldfee?

Ich möchte nun einige Worte zu Gotthold Ephraim Lessings Werk verlieren. Nathan der Weise ist ein Drama, das durchgängig in Gedichtsform verfasst ist. Der Autor, der das Werk übrigens 1779 veröffentlichte, machte sich gar die Mühe, bis zum Schluss ein Versmaß einzuhalten. Der Schreibstil wirkt auf den ersten Blick anstrengend. Immerhin hat die deutsche Sprache seit der Abfassung dieses Dramas über 200 Jahre Entwicklung hinter sich gebracht. Dazu kommt noch der ohnehin schon üblicherweise etwas gewöhnungsbedürftige lyrische Touch. Ich kann jedem Leser nur empfehlen, dem Werk eine Chance zu geben. Hat man es unter Aufwendung von viel Zeit und Konzentration einmal geschafft 10-20 Seiten in einem Zuge zu lesen, gewöhnt man sich mit etwas Glück an die ungewohnte Sprache. Viel wichtiger als der Ausdruck des Autors ist nun aber sicherlich der Inhalt, die Aussage des Werkes: Ganz im Vordergrund wird hier allerorts die "Ringparabel" genannt, die nebenbei bemerkt nicht einmal ursprünglich dem Geiste des Herrn Lessing entwuchs. Übrigens hat es mit dieser Ringparabel und auch dem ganzen Rest den Anschein, dass die Erkenntnisse aus diesem Buch vielleicht zu Aufklärungszeiten genial gewesen sein mögen, heute aber längst in jedes denkenden Menschens Moralvorstellung eingebrannt sind. Nungut, ich will das Schriftstück nicht entwürdigen - ist es doch trotz allem gewiss die Lektüre und den ein oder anderen Gedankengang wert.

Wer nun tatsächlich zu faul oder zu geizig sein sollte, dieses nette Büchlein in Eigenfinanzierung ehrlich zu erwerben, der darf es auch - legal, wohl bemerkt, - online lesen. Der Text ist in seiner Urfassung nämlich längst nicht mehr urheberrechtlich geschützt. Für die ganz Lesefaulen unter uns, die aber dennoch nicht ihre Deutschnote dahingleiten sehen wollen, gibt es natürlich auch eine geeignete Kurzfassung mit hilfreichen Interpretationsansätzen.

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