10. Februar 2009
Musik ist jedes Geräusch - oder sogar noch mehr?
Niemand hat je verbindlich und endgültig festgelegt, was man unter Musik eigentlich zu verstehen hat. Wie in der Kunst ist es auch in der Musik vermutlich gar nicht möglich, eine unanfechtbare Definition zu entwerfen. Spätestens seit Joseph Beuys in jedem Menschen einen Künstler sehen wollte, ist diese Diskussion nicht mehr aus der Welt zu schaffen.
Was Joseph Beuys in Bezug auf die Kunst tat, das hat John Cage auf die Musik übertragen. Berühmt-berüchtigt sind schon die "White Paintings" von Robert Rauschenberg - das heißt Gemälde, die einfach nur weiß sind. Cage erstellte in Anlehnung daran vor rund 50 Jahren das Musikstück "4'33''", das ursprünglich gar keinen Namen trug, dann jedoch nachträglich mit der Dauer der Uraufführung betitelt wurde. Das Stück ist für jede Art und Anzahl von Instrumenten geeignet und besteht aus drei Sätzen jeweils mit der schlichten Anweisung "Tacet" (lat. schweigt). Bei der Uraufführung stellte ein Pianist die drei Sätze durch Öffnen und Schließen der Klappe am Flügel dar.
Die FAZ berichtete jüngst über ein anderes Werk von John Cage [1], das momentan in einer kleinen Klosterkirche aufgeführt wird. Es ist für Orgel komponiert und ein Ende des Konzertes binnen der nächsten paar hundert Jahre ist auch nicht in Sicht: Die Anweisung "As Slow As Possible" am Anfang des Stücks wird recht werkgetreu umgesetzt. Geplant ist eine Dauer des Konzerts bis zum Jahre 2640. Nachdem die ersten Jahre der Aufführung aus einer Pause bestanden, sind erst seit 2003 Töne zu hören - und diese Töne wechseln nicht wesentlich häufiger als einmal pro Jahr...