8. November 2009
Grausam, gruselig, einfallsreich
Parallel zu Michael Jacksons "This is it" läuft momentan der Horror-Streifen "Orphan" (engl. Waisenkind) [1] in den deutschen Kinos. Darin geht es um eine gut bestellte Familie mit zwei Kindern, deren Eltern sich für die Adoption eines dritten Kindes entscheiden. Dafür besuchen sie ein Waisenhaus, in dem sie ein intelligentes Vorzeigekind namens Esther kennen lernen und sofort in ihre Familie aufnehmen. Doch so fleißig und höflich sich das neue Geschwisterkind verhalten mag, genau so zahlreich sind die unerklärlichen Zwischen- und Unfälle in seiner Gegenwart...
Der Film bedient sich durchweg erfolgreich der gebräuchlichen Horror-Stilelemente: Alle Geräusche, die unverhergesehen eintreten könnten, tun das auch und zwar mit doppelter Lautstärke und Intensität. Das unheimliche Waisenkind zieht sich eigenartig altmodisch an und befremdet durch einen ungewöhnlich strengen Blick; sein dunkles Haar kontrastiert mit dem blassen Teint. Es malt Bilder, die unter bestimmten Lichtverhältnissen schaurige Veränderungen erfahren.
Immerhin hat man dem Film neben den gruseligen noch einige tragisch-dramatische Stilelemente beigemischt: Die jüngere Schwester der leiblichen Kinder kann fast nichts hören. Die Familienmutter ist eine ehemalige Alkoholikerin und ihr letztes Kind war eine Totgeburt. Ihr Ehemann hatte vor geraumer Zeit eine heimliche Affäre. Für das Finale hat man sich noch einfallen lassen, dass die Mutter einst im trunkenen Zustand beinahe ihr jüngstes Kind im Teich ertrinken ließ.
Durch und durch handelt es sich also um einen Horrorfilm, der ausschließlich mit bekanntem Handwerkszeug gemacht wurde. Das nimmt ihm aber keinesfalls den Schock-Effekt. Um ihm einen Hauch von Individualität zu verpassen, hat man sich für die Auflösung am Ende des Films ("Esthers Geheimnis") etwas wirklich Besonderes einfallen lassen, was ich ihm zweifellos zugute halten würde, auch wenn man bereits während des Films auf eine zumindest ähnliche Idee kommen könnte.
Gewöhnlich kann ich Horror-Filme gar nicht ausstehen. So richtig Spaß macht es ja eigentlich nicht, bis aufs Mark erschreckt zu werden. Und dann sind da immer diese grausamen Bilder von verstümmelten Menschen, auf die man genauso gut hätte verzichten können. Aber ich finde "Orphan" trotzdem ziemlich gut. Auf mich, der ich noch nicht so viele Horror-Filme gesehen habe, wirkt er nämlich trotz allem irgendwie originell und im Verlaufe des Films ist er nie langweilig - im Gegensatz zu "This is it".