tovotu

3. August 2011
Übersicht alternativer Desktop-Betriebssysteme

Zum Betrieb eines Notebooks oder eines Desktop-PCs sind nicht nur Windows und Mac geeignet. Mindestens die Linux-Distributionen Ubuntu, Fedora und OpenSuse haben sich längst selbst bei Computerlegasthenikern bewährt.
Seit einiger Zeit sprießen förmlich Open-Source-Betriebssysteme aus dem Boden, die auf ansprechenderes Design und verbesserte Benutzbarkeit abzielen. Einige davon sind für die Benutzung auf Netbooks abgestimmt, andere versuchen, das letzte aus der neuesten Hardware herauszuholen oder umgekehrt alte Kisten wieder zu nützlichen Helfern in neuem Glanze zu machen. Anlässlich der Anschaffung eines gebrauchten acht Jahre alten "IBM Thinkpad X31" habe ich einige dieser modernen Betriebssysteme ausprobiert und will hiermit gerne meine Leser an den Erfahrungen teilhaben lassen.

Von einigen großen Distributionen existieren spezielle Derivate, Spins und Flavours, die sich oft nur in der vorinstallierten Software sowie der grafischen Oberfläche von ihren großen Vorbildern unterscheiden. Mit Fedoras Design-Suite erhält man auch tatsächlich nur ein gewöhnliches Fedora mit jeder Menge vorinstallierter Software zum Kreativsein.
Dagegen zeigt Ubuntu Studio, das unter der Schirmherrschaft Canonicals steht, mehr Unterschiede zu Ubuntu auf. Hier wendet man sich sogar von der Standardoberfläche ab [1] und versucht eine ganz eigene Marke neu zu etablieren. Dabei erscheint Ubuntu Studio regelmäßig parallel zum normalen Ubuntu und machte bei meinen Tests eine wirklich überzeugende Figur.

Ein interessantes Derivat ist auch Fuduntu, dessen Name von dem Versuch herrührt, in äußerlichen Gesichtspunkten eine Mischung aus Fedora und Ubuntu darzustellen - es sieht damit mal wieder stark wie ein MacOS-Klon aus. Technisch ist Fuduntu ein leicht verändertes Fedora 14 und soll mit jeder geraden Fedoraversion neu erscheinen. Im Vordergrund steht bei Fuduntu die Verwendung mit Netbooks und Laptops, insbesondere geht es um ressourcen- bzw. akkuschonende Maßnahmen und ein ansprechendes Design. Letzteres war für meinen Geschmack allerdings etwas zu trüb - die vielen Grau- und Silbertöne wurden durch die wenigen blassen Farben nicht hinreichend kontrastiert.

Von den zwei großen Red-Hat-Derivaten CentOS und Scientific Linux testete ich nur letzteres in der inzwischen überholten Version 5.6. Obwohl es optisch einen schlanken Eindruck machte und mit einem bunten Retrodesign überzeugen konnte, war ich zuletzt unzufrieden: Der Bootvorgang dauerte viel zu lange und aus nicht einsichtlichen Gründen ruckelte es bei gewöhnlichen Surf-Aktivitäten mehr als jedes andere Betriebssystem in der Testreihe.

Die vielleicht vielversprechendsten Betriebssysteme in der Testreihe waren Joli OS und elementary OS. Während Joli OS, eine proprietäre Linux-Distribution mit Cloud-Funktionen und einem Schwerpunkt auf Social Networking, offensichtlich einen ähnlichen Ansatz wie Googles Chrome OS verfolgt, zeigen sich die Stärken von elementary OS in der wunderschönen Desktopumgebung (offenbar ein MacOS-Klon) und der minimalistisch gehaltenen Software, die sich nahtlos in die Optik des Systems einfügt. Beide Betriebssysteme sind zwar noch im Entwicklungsstadium. Es wird sich aber bestimmt lohnen, ein Auge auf die bald erscheinenden Finalversionen zu werfen.

Das zunächst ansprechende Ubuntu-Derivat Easypeasy schied schnell aus, da es insgesamt einen eingefrorenen Eindruck macht: Das Design ist weniger aufregend, als man auf den ersten Blick denkt. Und Software (basierend auf Ubuntu 10.04) sowie Community werden nicht mehr nennenswert weiterentwickelt. Ein ähnliches Schicksal musste das schlanke xPUD erleiden: Die neueste Version erschien Anfang 2010, im offiziellen Forum tut sich nicht mehr viel und das alles, obwohl die Software zahlreiche größere Bugs und Inkompatibilitäten aufweist.

Zuletzt bleiben einige vielversprechende Betriebssysteme ungetestet. CentOS 6, Scientific Linux 6.1 und Meego konnten sich nicht mit dem alten Thinkpad anfreunden: Ihre Linux-Kernel sind nur auf moderneren Prozessoren mit der so genannten "Physical Address Extension" (PAE) lauffähig. Dieses Problem war nicht ohne unvernünftigen Mehraufwand zu beheben.
DragonFly BSD, NetBSD und OpenBSD ließen sich nicht ohne Weiteres von einem USB-Stick und ohne Internetzugang installieren. OpenIndiana und Haiku haben zwar ansprechende grafische Oberfläche, befinden sich aber noch in einer sehr frühen Entwicklungsphase, sodass ich sie wegen mangelnder Hardwareunterstützung erstmal ausgelassen habe.

  1. heise.de/open/meldu...tt-Unity-1244244.html

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