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20. Juni 2007
Narziss ist der moderne Webuser

"Selbst ist der Mann/die Frau", heißt es in einem bekannten Sprichwort. Wie wäre es aus aktuellem Anlass mit einer Änderung: "Sich selbst liebt der Mann/die Frau"! Dass gewisse Menschen bisweilen arg überhebliche Züge zur Schau stellen, erleben wir jeden Tag in unserem näheren sozialen Umfeld. Da gi­bt es tatsächlich immer mehr Jugendliche, die von ihrer Meinung behaupten, sie sei wichtig genug, sie in eigens verfassten Weblog-Artikeln zu veröffentlichen.

Diese Beobachtung wird ganz aktuell durch eine Studie einer amerikanischen Psychologie-Professorin bestätigt. Demnach zeigen 2006 rund 30% mehr Testpersonen im Collegealter narzisstische Veranlagungen als 23 Jahre zuvor.[1] Nur so viel dazu: Wenn zahlreiche pädagogische Verantwortliche den Heranwachsenden immer wieder einreden, wie "besonders" sie sind, dann braucht man sich auch nicht wundern, dass sie das auch glauben!

Mir stellt sich die Frage, wo man da die Emo-Szene einordnen kann. (Ohja, ich bemerke es selbst gerade: die Emo-Szene hat es mir angetan.) Diese sich ritzenden, schwarzhaarigen Gerippe vermehren sich nämlich gleichsam wie die Pest - und das auch über das Medium Internet, welches die Psychologin aus San Diego als einen der Gründe für den Narzissmus nennt.

Vermutlich stecken hinter den sich scheinbar selbst verachtenden Trauerbildern eines Menschen gerade die schlimmsten Narzissten. Wen sonst kann man als selbstverliebt und egozentrisch bezeichnen, wenn nicht den, der sich so viel Aufmerksamkeit schenkt, dass er jeden noch so kleinen Makel an sich selbst als Weltuntergang erlebt? Schlussendlich muss ich aber eines betonen: Ich bin viel zu toll, als dass man mich zu den ganzen verrückten Narzissten zählen könnte!

  1. heise.de/tr/artikel/90972

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