tovotu

12. November 2008
Der musikalische Spacehighway

Auf YouTube gibt es viel Musik. Das geht sogar so weit, dass man zum Probehören eines Liedes eher zu YouTube geht als zu jeder anderen Webseite im Internet (etwa zur Seite des Künstlers selbst). Den Songs sind nicht immer die Original-Musikvideos unterlegt. Man findet teilweise Amateur-Diashows, einfach nur ein konstantes Bild bzw. einen konstanten Text oder eben Videos aus den unterschiedlichsten Quellen. Seit über einem halben Jahr nun schon finden sich auch Videos, bei denen zur Musik ein animiertes Raumschiff über eine breite Straße im freien Weltall schwebt. Dabei durchfliegt es bunte Klötze, die daraufhin unter hellem Aufleuchten verschwinden.

Diese Videos haben ihren Ursprung in dem im Februar erschienenen Computerspiel Audiosurf. Geschwindigkeit und Verlauf der Fahrt sowie die Platzierung der bunten Klötze passen nicht zufällig zur Musik: Das Konzept von Audiosurf ist es, zu einem vom Benutzer als Audio-Datei eingefügten Track eine passende Strecke zu entwerfen. In verschiedenen Spielmodi ist es nun Aufgabe des Spielers, die Klötze zu überfahren oder ihnen auszuweichen. Die Klötze erhalten je nach ihrer Platzierung im Lied andere Farbtöne und bringen entsprechend auch verschiedene Punktzahlen. Die Steuerung des kleinen schwebenden Raumschiffs erfolgt per Maus oder Tastatur und ist gerade mal so komplex wie die Steuerung der Plattform aus dem Spiel "Pong" vor 35 Jahren. Und auch die Grafik ist nicht aufwendiger als die durchschnittlicher Freeware-Pausenfüller.

Offensichtlich liegt die Kunst der Spielemacher von Audiosurf nicht in den in letzter Zeit so in den Vordergrund getretenen Punkten wie Grafik, spielerische Handlungsfreiheit und Komplexität. Audiosurf hält sich viel mehr an der brillanten Idee fest, die dahinter steckt und auch zweifellos ganz hervorragend umgesetzt wurde. Die Software vermag nämlich tatsächlich jedes Musikstück - ob Klassik, Metall, Hardcore Techno oder Lounge - ansehnlich in eine Rennstrecke zu transformieren. Musikstücke, bei deren Höhepunkten sich einem vor Agressivität ohnehin schon die Haare sträuben, erhalten durch tiefe Rottöne und stark erhöhte Spielgeschwindigkeit ihre Würdigung. Lieder mit Stimmungsschwankungen werden in ihrer Vielseitigkeit ganz und gar nicht beschnitten und ruhigere Lieder untermalt Audiosurf mit seiner träumerischen Weltraum-Kulisse und kühlen ("chilligen") Blau- und Violetttönen.

Wer die Extrema des Spiels austesten will, sollte Tracks wie "Alles Kapot" von Neophyte oder "Rio Grande Blood" von Ministry einspielen. Die beste Stimmung liegt aber sicherlich bei Audiosurf in Kombination mit Filmmusik vor, insbesondere der Soundtrack der Matrix-Trilogie verwandelt das Spiel in den reinsten Action-Kracher.

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