tovotu

8. Februar 2007
Pflegebedürftige Lästermäuler

Was hat sich mein Vormittag geändert, seit ich mit dem Praktikum anfing! Es scheint fast, als hätte man mich zur Abschreckung erstmal nur die bedürftigsten Fälle behandeln lassen, bevor ich jetzt endlich auch mal mit Menschen zu tun bekomme, die kommunikationsfähig sind.

Mal abgesehen davon, dass die Atmosphäre unter uns Prakikanten langsam immer entspannter wird, lässt sich auch eine Lockerung gegenüber den Bewohnern feststellen: Heute saß ich häufig am Esstisch neben einer außerordentlich netten alten Dame, die man durchaus als gesprächig bezeichnen kann. So ließ sie sich etwa ausführlich über die Faulheit einer Mitbewohnerin aus. Diese könne nämlich eigentlich selber essen, ließe sich aber "aus unverschämter Gemütlichkeit füttern".

Ebenfalls amüsant - natürlich nicht auf böswillige Weise - ist es, ein bisschen Zeit mit den stark demenziell Beeinträchtigten zu verbringen. Außer der ständigen Frage, wer man denn sei und was das hier eigentlich soll, bekommt man auch häufig zu hören, dass das Essen im Grunde gut war, aber ... was wollte ich eben sagen?

Jedenfalls bildet sich langsam ein Bild von den wirklich interessanten Persönlichkeiten, die hinter diesen zerknitterten Fasaden stecken, heraus. Übrigens macht man sich schon Gedanken über Osterschmuck, obwohl noch nicht einmal die Faschingsdekoration vollständig hergerichtet ist...

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